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Familie – schnellere Entscheidungen für das Kindeswohl // Worte einer Bereitschaftspflegemutter

Heute habe ich mal wieder einen Artikel der anderen Art für Euch. Tabea ist Bereitschaftspflegemutter und heute meine Gastautorin. Denn es gibt noch so viel mehr Familienmodelle als Vater-Mutter-Kind(er), zumindest was die leiblichen Kinder angeht. Als Bereitschaftspflegefamilie nimmt man ganz spontan und schnell Pflegekinder auf, dies ist gewiss für alle Beteiligten nicht immer leicht und Tabea wünscht sich schnellere Entscheidungen für das Kindeswohl.

Worte einer Bereitschaftspflegemutter
Bildquelle: pixabay.com

Hier nun die ehrlichen Worte einer (Bereitschafts-)Pflegemama:

Habt Ihr das schon einmal geträumt? Ihr steht auf einem Sprungbrett, hüpft auf und ab, wollt abspringen und bemerkt in letzter Sekunde: es ist gar kein Wasser im Becken…
So beschreibe ich gerne die Situation unserer Pflegekinder.
Wir sind eine Bereitschaftspflege-Familie. Bereitschaft – das bedeutet, wir nehmen Kinder in unsere Familie auf, die akut aus ihrer Wohnsituation heraus müssen. Oftmals (nicht immer) sind es Kinder, die durch Mitarbeiter des Jugendamtes in Obhut genommen wurden.

Bis geklärt ist, wo das Kind möglichst seine komplette restliche Kindheit verbringen darf, bleibt es bei uns. Wir sind zu fünft – Eltern mit 12-jähriger Tochter, 10- und 7-jährigen Söhnen.

Geht das Kind von uns aus zurück zu seinen Eltern? Wird es in eine Dauerpflege-Familie wechseln? Muss eine ganz andere Wohnform gefunden werden?
Das klingt nicht kompliziert, gestaltet sich manchmal jedoch so.
Viele Menschen sind da beteiligt.

Zu allererst natürlich die leiblichen Eltern. Sie möchten ihr Kind zurück! Jenachdem… Manche müssen einen festen Wohnsitz, andere die „Drogen-Freiheit“, die nächsten eine begonnene Therapie usw. dem Jugendamt vorweisen. Können sie das nicht, wird das Gericht eingeschaltet.

Andere Eltern gehen direkt gegen die Inobhutnahme gerichtlich vor. Da haben wir also eine nächste Beteiligung – das Gericht! Es muss nun beurteilen – ist es gut gewesen, dass das Kind aus der Familie genommen wurde? Kann es zurück? Oder besser nicht? Was benötigt dieses Kind? Kann sein Elternhaus ihm das bieten? Oftmals kann ein Richter das nicht einfach so einschätzen.

Also kommt noch jemand ins Boot – ein Gutachter. Der muss sich das Kind anschauen – ist es gut entwickelt? Des Weiteren muss er sich die Eltern anschauen – kommen sie mit den Anforderungen, die das Kind hat, überhaupt zurecht? Auch muss sich der Gutachter den Umgang von den Eltern mit dem Kind betrachten – wie reagiert das Kind auf die Eltern und umgekehrt. Dazu schreibt er einen Bericht. Dann geht der „Fall“ wieder vor Gericht.

Zwischendrin steht immer noch und immer wieder das Jugendamt. Es muss vermitteln – wie oft werden Eltern und Kind sich pro Woche sehen? Was haben die Eltern für Sorgen? Was macht das Kind?

Ach ja, das Kind! Stimmt! Um das geht es ja eigentlich! Es steht leider oft am Ende der Betrachtungen. Während es – um beim anfänglichen Bild zu bleiben – auf dem Sprungbrett steht, wird unten hitzig diskutiert, wer das Wasser einlassen darf und wie weit der Hahn aufgedreht wird. Das Kind möchte eigentlich nur ENDLICH springen – in seine Zukunft, ins warme, umschließende Wasser…

Und jetzt ratet doch mal: wann kann das Kind springen? Wie lange dauert diese „Perspektivklärung“?

Als wir mit der Bereitschaftspflege begonnen haben, hieß es, die Klärung dauere maximal drei Monate. Jetzt steht in unserem Vertrag aber schon „maximal sechs Monate, nur in Ausnahmefällen länger“.
Es gibt leider unglaublich viele Ausnahmen! Oftmals bleiben die Kinder ungefähr ein Jahr bei uns. Aber es geht noch schlimmer: sie stehen zwei, drei oder sogar vier JAHRE auf dem Sprungbrett!

Was macht das mit einem Kind, das nach so langer Zeit endlich springen darf? Der Sprung wird zu einem „MUSS“. Denn auf dem Sprungbrett hatte es sich inzwischen gut eingerichtet – da gibt’s andere Kinder, mit denen man viel Spaß haben kann, da hat man Spielzeug, ein Bett, Essen, einen geregelten Tages-(Jahres-)Ablauf, einfach Familie eben. Das wurde „normal“. Inzwischen ist der Sprung hinunter gar nicht mehr vorstellbar!

Deswegen muss dieser Prozess zum Wohle des Kindes beschleunigt werden! Dafür haben wir eine Petition ins Leben gerufen.
Helft mit, da wo man drehen kann, anzusetzen: es braucht mehr Mitarbeiter in den Jugendämtern und Gerichten. Hat heutzutage einer dieser Menschen 80 zu bearbeitende „Fälle“ auf seinem Tisch, wären es mit einem zweiten an seiner Seite nur noch 40! Da hat er doch schon das Doppelte an Zeit, genauer hinzuschauen, den Hahn weiter aufzudrehen.
Seid dabei und verhelft Kindern zu einem schnelleren Sprung in ihre warme Zukunft!
Vielen lieben Dank!

Danke Tabea für Deine ehrlichen Worte, wirklich bewusst ist mir persönlich das so nicht gewesen. Auch Ihr baut bestimmt eine Bindung zu dem Kind auf, wenn es doch einige Jahre in Eurer Familie gelebt hat und dann soll es springen?

Online-Petition für schnellere Entscheidungen für das Kindeswohl

Ihr Lieben, vielleicht mögt Ihr Tabeas Online-Petition unterstützen.
Hier kommt der Link dazu:
Online-Petition: schnellere Entscheidungen für das Kindeswohl.
Online-Petition
Eure Bea

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